Beim Sportschießen geht es um Geschwindigkeit und Präzision. Aber du kannst jeden erfahrenen Wettkämpfer fragen, und er wird dir sagen: Die Ausrüstung allein macht es nicht. Gute Ergebnisse beginnen im Kopf. Sie sind die Folge von strukturiertem Training. Und sattelfester Grundlagenbeherrschung.
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Genau damit beschäftigen wir uns in dieser Folge des UF PRO Podcasts mit Paul Costa, einem Polizeiveteran, Instruktor und erfahrenen Sportschützen mit 19 Jahren Erfahrung. Mit einem wie Paul spricht man nicht jeden Tag. In ihm vereinen sich taktische Praxiserfahrung und das Wissen um die Anforderungen des Profi‑Schießsports. Uns verrät er, was es braucht, um fortgeschrittene Schieß-Skills zu entwickeln, unter Druck anzuwenden und immer besser zu werden, lange nachdem man die Grundlagen erlernt hat.
Hier sind die wichtigsten Praxistipps – direkt vom Schießstand.
Schießen beginnt im Kopf
Abdrücken kann jeder. Aber unter Druck – wenn die Uhr tickt, Augen auf dich gerichtet sind und kein Spielraum für Fehler bleibt – kommt es vor allem darauf an, was sich in deinem Kopf abspielt.
Mentale Stärke ist nicht nur hilfreich. Sie ist das A und O. Wettkampfschießen ist halb Geschicklichkeit, halb Psychologie. Deine Fähigkeit, ruhig, konzentriert und klar im Kopf zu bleiben, beeinflusst deine Leistung mehr als die teuerste Ausrüstung.
Das fängt schon an, bevor du überhaupt den Schießstand betrittst. Atemtechniken, Visualisierung, strukturierte Routinen vor den einzelnen Wettkämpfen – all das hilft, die Ruhe zu bewahren. Und wenn du einen Fehler machst (weil alle Fehler machen), ist es deine mentale Stärke, die verhindert, dass du die Nerven verlierst.
Die besten Schützen tun nicht so, als würden sie es nie vermasseln. Sie trainieren, sich schnell zu fangen, falls es doch mal passiert.
Vorbereitung, die sich auszahlt
Die Wettkampfzeit ist wichtig. Aber die Frage ist nicht nur, wie viel Zeit du hast, sondern vor allem wie du sie nutzt. Beim Schießsport bringt strukturiertes Training mehr, als nur hin und wieder mal auf den Schießstand zu gehen. Trockenübungen sehen vielleicht nicht besonders aufregend aus. Aber sie schaffen solide Techniken für Abzugskontrolle, Visierausrichtung und Muskelgedächtnis ohne die Ablenkung durch Umgebungslärm oder Rückstoß.
Ein weiterer oft übersehener Teil der Vorbereitung ist die Visualisierung. Wenn du vor dem Wettkampf die einzelnen Phasen gedanklich durchläufst, bist du dem Geschehen immer einen Schritt voraus, sobald die Zeit läuft. Gehe den Parcours zuvor im Kopf ab. So bist du auf Waffenwechsel, Nachladevorgänge und tückische Schusswinkel vorbereitet.
Und was ist ebenso wichtig? Genau: Die Leistungsanalyse nach dem Wettkampf. Ob strahlender Erster oder zerknirschter Letzter: Nimm dir immer die Zeit herauszufinden, woran es lag. Ehrliche Reflexion verwandelt Fehler in Einsichten – und Siege in Benchmarks.
Ein interessanter Hinweis: Viele der Schießgrundlagen und -übungen, die im taktischen Gewehrtraining gelehrt werden, lassen sich direkt auf das Wettkampfsportschießen anwenden. Techniken, die für Polizeiarbeit und militärische Szenarien entwickelt wurden, decken sich mit dem, was Top-Sportschützen üben, um Geschwindigkeit und Präzision zu verbessern. Zum Beispiel:
- Die Beherrschung der Abzugskontrolle ist entscheidend, wie in unserem Blog zur Abzugsbedienung erklärt.
- Effizientes Nachladen und die Behebung von Funktionsstörungen, Grundpfeiler des taktischen Trainings, spielen ebenfalls eine Rolle für den Erfolg des Sportschützen (Leitfaden zur Mechanik des Nachladens).
- Fließende Wechsel zwischen Gewehr und Pistole – das Herzstück von 3-Gun und ähnlichen Sportarten – profitieren von Übungen, die in unserem Post „Übergang vom Gewehr zur Pistole“ erklärt werden.
Während Einsatz und Kontext unterschiedlich sind – beim taktischen Schießen geht es ums Überleben und die Mission, beim Sportschießen um Spaß und Sieg –, sind die Grundlagen die gleichen und bilden eine solide Basis für beides.
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Die Grundlagen meistern – immer und immer wieder
Es mag simpel klingen, aber es ist nun mal so: Wer die Grundlagen beherrscht, beherrscht das Spiel.
Es ist verlockend, mit neuer Ausrüstung und neuen Techniken nachzuhelfen, wenn man nur langsam Fortschritte macht. Aber die Schützen, die stabil gute Leistungen erbringen, sind jene, die die Grundlagen im Schlaf beherrschen – und sie trotzdem regelmäßig wiederholen.
Das Wichtigste:
- Körperhaltung: Die Basis für Rückstoßkontrolle und Stabilität. Erfahre mehr in unseren Grundlagen zu Körperhaltung und Griff.
- Griff: Ein durchgehend sicherer Griff macht Schussfolgen gleichmäßiger und schneller.
- Visierbild und -ausrichtung: Zu wissen, was man im Blick haben muss – Kimme, Korn oder Ziel –, ist entscheidend. Erfahre mehr in unserem Post „Visierbild und mechanischer Versatz“.
- Abzugskontrolle: Geschmeidig, kontrolliert und bewusst.
- Schussverfolgung: Nicht nur schießen und weiter. Verfolge und bestätige den Schuss, und dann zurück auf Anfang.
Selbst die Besten unter den Schützen tun das immer und immer wieder. Die Grundlagen sind nicht der Ausgangspunkt – sie sind das gesamte Fundament.
Sei flexibel, wenn es nicht nach Plan läuft
Auch bei gut vorbereiteten Schießsportwettkämpfen kann und werden Dinge schiefgehen.
Deine Ausrüstung geht kaputt. Das Wetter schlägt um. Du gerätst aus dem Rhythmus. Die besten Schützen verfallen nicht in Panik – sie passen sich an.
Anpassungsfähigkeit lernt man nicht von heute auf morgen. Diese Fähigkeit kommt mit der Erfahrung – wenn man genug Verrücktes, Peinliches und Unerwartetes erlebt hat, bringt es einen nicht mehr aus dem Konzept, wenn es mitten im Wettkampf passiert.
Du lernst, Probleme rasch zu beheben, deine Strategie blitzschnell anzupassen und gelassen zu bleiben, egal, was um dich herum geschieht. Das ist nicht nur ein Skill. Es ist Teil der inneren Einstellung.
Der Wert von Feedback in der Sportschützen-Community
Die einfache Regel lautet: kein Feedback = kein Fortschritt.
Feedback kann von einem Trainer oder Teamkollegen kommen – oder die Wettkampfergebnisse sprechen eine deutliche Sprache. So oder so: Wenn jemandem etwas auffällt, was du vielleicht übersehen hast, ist das Gold wert.
Lokale Sportschießwettkämpfe sind besonders nützlich. Du übst unter realen Bedingungen, hast die Möglichkeit, deine Vorbereitung zu testen, und bist Teil einer Community, die gern bereit ist, Tipps oder Anregungen zu geben.
Lernen im stillen Kämmerlein funktioniert – bis zu einem gewissen Punkt. Aber echte Fortschritte kommen schneller, wenn du dich mit Menschen umgibst, die ebenfalls versuchen, besser zu werden.
Dauerhafte Fortschritte > schneller Sieg
Schießen ist kein Kurzzeit-Hobby.
Klar macht es Spaß, persönlichen Rekorden und Bestmarken hinterherzujagen. Aber die Schützen, die dranbleiben und sich Jahr um Jahr verbessern, sind diejenigen, die einem konsequenten, strukturierten Ansatz folgen.
Sie setzen sich Ziele. Sie analysieren ihre Leistung. Und sie geraten nicht in Panik, wenn sie ein Plateau erreichen.
An manchen Tagen hat man das Gefühl, man kommt nicht mehr weiter. Das ist normal. Nutze die Zeit, um die Situation neu zu beurteilen. Vielleicht muss dein Trainingsplan angepasst werden. Vielleicht ist es an der Zeit, zu den Grundlagen zurückzukehren (Spoiler: das ist es in den meisten Fällen). So oder so: Die Lösung ist nicht, hie und da ein verlockendes Accessoire hinzuzukaufen, sondern konsequentes Training.
Wie erlangst du echte Meisterschaft im Sportschießen?
Es liegt nicht nur am Talent. Es liegt nicht nur an der Zeit. Und es liegt ganz gewiss nicht nur an der Ausrüstung.
Wahre Meisterschaft im Wettkampfsportschießen kommt von:
- einem klaren Kopf und innerer Ruhe unter Wettkampfdruck
- einer soliden Beherrschung der Grundlagen, die unter Stress nicht vergessen werden
- einer klugen und fokussierten Vorbereitung
- Anpassungsfähigkeit, ohne den Faden zu verlieren
- ehrlichem Feedback – und der Bereitschaft, darauf zu hören
- dem unermüdlichen Willen, besser zu werden – tagaus, tagein