Bevor die Sonne aufgeht, bevor das Funkgerät zu knistern beginnt, sind die Hunde schon wach. Unruhig. Konzentriert. Bereit. Im Kampf gegen Wilderer sind Hunde nicht nur eine Unterstützung, sie sind das Herzstück der Einheit. Ihre Nasen führen durch den dichten afrikanischen Busch und kennen alle Tricks der Wilderer, die ihre Spuren gekonnt verwischen. Und wenn es heißt: "K9 ON TRACK! OVER." ist plötzlich alles anders. Der Einsatz läuft und die K9-Hunde übernehmen das Kommando.
In this blog post:
Doch was braucht es, um eine K9-Einheit stets einsatzbereit zu halten? Wie baut man eine Beziehung zwischen Hundeführer und Hund auf, die auch nach unendlich langen Einsätzen in unwegsamem Gelände und bei Hochrisiko-Verfolgungsjagden stark genug ist?
In diesem Blog nimmt uns Colin Patrick, K9-Experte und Naturschutzveteran mit über 30 Jahren Erfahrung, mit in den Alltag eines K9-Hundeführers im Kampf gegen Wilderei. Von der Morgenroutine und unerbittlichen Trainingseinheiten bis hin zu Verfolgungsjagden und Verhaftungen: So sieht es aus, wenn Mensch und Hund als Einheit funktionieren.
Von Colin Patrick
Der Call-to-Action: K9 auf Kurs
Es ist frühmorgens. Irgendwo im afrikanischen Busch. Das Funkgerät ist still. Ranger haben neue Spuren gefunden. Die Teams sind in Position. Der Hubschrauber hat die K9-Einheit bereits in der Nähe des Einsatzes abgesetzt. Alle warten – halten den Atem an und warten auf den Funkspruch, der alles verändert.
"K9 ON TRACK! OVER."
Und da ist er.
Einen Moment später ist der Einsatz im Gang.
Die K9-Hunde haben den Geruch in der Nase, und die Suche beginnt.
Darauf hat jedes Teammitglied gewartet. Denn bei der Bekämpfung der Wilderei sind K9-Einheiten nicht nur nützlich, sie sind unverzichtbar. Wilderer wissen, wie sie ihre Spuren verwischen können. Sie setzen jedes Ablenkungsmanöver ein, das gibt, um uns von der Spur abzubringen. Aber egal wie sorgfältig sie ihre Spuren verwischen, die Nase eines K9-Hundes erkennt jedes Täuschungsmanöver.
K9-Hunde arbeiten aber nicht alleine. Zusammen mit erfahrenen Hundeführern bilden sie ein unschlagbares Verfolgungsteam, das einer Spur selbst in brutalstem Gelände stundenlang folgen kann. Doch lange bevor ein Funkspruch ertönt, hat sich hinter den Kulissen schon einiges getan. Denn "K9 ON TRACK" bedeutet nicht einfach, den Hund von der Leine zu lassen. Das richtige Training, die richtige Vorbereitung und das richtige Mindset sind entscheidend.
Wie sieht also ein Tag im Leben einer K9-Einheit im Kampf gegen Wilderer aus?
Morgenhunde: die Routine der K9-Hunde
Ausschlafen gibt es bei der Arbeit mit Hunden nicht. Sie sind früh wach. Und deshalb auch der Mensch.
Zuerst stehen ein Spaziergang und Dehnungsübungen an. Dann gibt's Frühstück. Sie erhalten kleine Portionen über den ganzen Tag verteilt, um das Energieniveau gleichmäßig zu halten. Man weiß nie, wann der nächste Funkspruch kommt. Wenn man eine 12-stündige Verfolgungsjagd durch 20 Kilometer Busch vor sich hat, braucht der Hund genügend Energie.
Den ganzen Tag mit den K9-Hunden zu verbringen, hat noch einen weiteren Vorteil: Man bemerkt kleinste Details. Eine Verletzung. Einen Stimmungswandel. Die geringste Veränderung im Verhalten. Diese kleinen Checks jeden Morgen machen den Unterschied, denn wenn ein K9-Hund nicht zu 100 % fit ist, spürt das das ganze Team.
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Vor dem Einsatz
Wenn der Ruf ertönt, geht's schnell. Dann ist keine Zeit, mit der Ausrüstung zu hadern. Deshalb ist die tägliche Vorbereitung ein Muss.
Geschirre, Leinen, GPS-Geräte, Tracking-Halsbänder, Funkgeräte, Nachtausrüstung – alles wird kontrolliert, gereinigt, aufgeladen und eingepackt. Im afrikanischen Busch gibt es keine zweite Chance, wenn etwas schiefgeht.
Und Wasser? Das ist das Allerwichtigste. Wenn man stundenlang draußen in der Sonne ist oder die ganze Nacht eine Spur sucht, ist Dehydrierung der schlimmste Feind. Man ist sowohl für die eigene Versorgung als auch für die seines K9-Hundes verantwortlich. Für beide braucht es genügend Wasser.
Schnelle Reaktionszeiten sind das A und O. Die besten Teams im Kampf gegen Wilderer sind die, die schon vor dem Go bereit sind.
Man kann nie genug trainieren
Das Ziel ist einfach: härter trainieren als man arbeitet.
Unsere K9-Hunde sind ständig neuen Szenarien ausgesetzt. Sie bauen auf den Erfahrungen aus echten Einsätzen auf, entwickeln ihre Fähigkeiten weiter und bleiben bei jeder Herausforderung fokussiert.
So haben wir die Methode Independent Tracking Dog (ITD) entwickelt. ITD ermöglicht es K9-Hunden, ohne Leine und ohne Hundeführer Spuren zu verfolgen. Diese Freiheit ermöglicht es dem Hund, sich ganz auf den Geruch zu verlassen und schnelle Entscheidungen zu treffen. Mit dem Team bleibt er stets in Verbindung und hört auf Rückrufe. Währenddessen kann sich der Hundeführer auf die Navigation und die Sicherheit konzentrieren, ohne an den Hund gebunden zu sein.
Aber diese Methode erfordert viel Arbeit. K9-Hunde und ihre Führer trainieren täglich, um komplexe Spuren mit scharfen Kurven, Unterbrüchen und Ablenkungstaktiken aufzusuchen und zurückzuverfolgen. Jedes Suchmuster wird abgearbeitet. Und nichts wird je dem Zufall überlassen. Training gehört zum Job, denn man muss allzeit bereit sein.
Spaß muss auch sein
Zwischen den Übungen und den Einsätzen muss auch Zeit für Spaß bleiben.
Unsere Hunde lieben das Wasser. Schwimmen in der Mittagshitze bietet eine Pause von der erbarmungslosen Sonne und hält die Kondition aufrecht. Was aber noch wichtiger ist: Es stärkt die Bindung zwischen Hundeführer und Hund. Denn bei ernsthaften Einsätzen macht diese Bindung, die durch Arbeit und Spiel aufgebaut wurde, den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg aus.
Wenn der Funkspruch kommt: K9-Hunde in Aktion
Es kann jederzeit passieren. Bei Tag oder Nacht. Und wenn der Funkspruch reinkommt, verändert sich die Atmosphäre augenblicklich. Man spürt es. Die Hunde spüren es.
Konzentration an. Ausrüstung an. In der Ferne hört man das Rotorgeräusch des Hubschraubers. Minuten später fliegt man direkt in die Einsatzzone.
Für diese Hunde ist fliegen Routine. Sie wissen, wie sie sicher ein- und aussteigen und wo sie sitzen müssen. Für sie ist das nichts anderes, als in einen Lastwagen zu steigen. Nur, dass sie diese Fahrt direkt ins Herz des Geschehens versetzt.
"K9 STILL ON TRACK! OVER."
Einen tieferen Einblick ins Tracking erhältst du in Pro’s Guide to Tracking with Rangers and K9s, der vierteiligen Serie, in der Ranger und ihre Hunde im Herzen Afrikas Wilderer aufsuchen.
Auch nach stundenlanger Spurensuche geben die K9-Hunde nicht auf. Elf Kilometer geschafft. Die Support-Teams sind in der Nähe. Man bemerkt die Anzeichen, die kleinen Veränderungen in der Körpersprache des Hundes, die erhöhte Dynamik, die subtilen Signale: Man ist nah dran.
Das Funkgerät knistert wieder.
"FAST IN KONTAKT. BITTEN UM HELIKOPTER ÜBER UNS. K9. OVER."
Der Hubschrauber bewegt sich in Position, schränkt die Bewegungsfreiheit der Verdächtigen ein und sorgt für einen Überblick für das Team am Boden. Von oben bestätigt der Pilot, was die K9-Hunde schon lange wissen.
Sie rasen aufs Dickicht zu. Die Hundeführer folgen. Das Geräusch der Rotoren vermischt sich mit dem Bellen der Hunde.
Augenblicke später kommt der nächste Funkspruch:
"KONTAKT UND FESTNAHME. DREI VERDÄCHTIGE. GUT GEMACHT. TOLLE TEAMLEISTUNG. OVER."
Eine weitere erfolgreiche Mission. Ein weiterer Tag, an dem Training, Vorbereitung und Vertrauen den Unterschied machten.
Und morgen? Da fängt wieder alles von vorne an.