Polyester und Baumwolle sind vielen bekannt. Doch was unterscheidet die beiden voneinander? Wo gibt es Gemeinsamkeiten? In diesem Artikel beschäftigen wir uns mit den Details und gehen der Frage nach, welches Material besser für den taktischen Bereich geeignet ist.
In diesem Blogbeitrag:
Einführung
Dieses Dauerthema kann als durchaus etwas Größeres betrachtet werden als nur die Diskussion um ein Material im Vergleich zu einem anderen. Chemiefasern vs. Naturfasern ist das, was hierbei zuerst in den Sinn kommt.
Im taktischen Bereich ist es jedoch sehr ungewöhnlich, Kleidungsstücke nur aus einem Material allein zu sehen. Häufiger findet man Ausrüstung aus Polycotton, einer Mischung aus beidem. Und das hat seinen guten Grund.
Die Mischung bietet eine bessere Leistung für die Verwendung im Einsatz unter harten Bedingungen, wo Komfort und Haltbarkeit entscheidend sind. Aber nichtsdestotrotz spielen beide Materialien eine wichtige Rolle. Werfen wir also einen Blick auf die jeweiligen Materialeigenschaften und Unterschiede bei der Verwendung als eigenständiges Material.
Wie sieht der Einzelvergleich aus?
Baumwolle und Polyester sind sehr unterschiedlich, wenn man sie alleinstehend betrachtet. Dies spiegelt sich in den unterschiedlichen Eigenschaften der beiden Materialien wider.
Polyester ist ein glattes, künstlich hergestelltes Material, das auch unter dem Namen PET bekannt ist. Wahrscheinlich kennst du diese Abkürzung im Zusammenhang mit Plastikflaschen oder anderen Verpackungen. Im Großen und Ganzen ist es das, was Polyester ist, eine Art einfacher Kunststoff.
Bildquelle: microlabgallery.com
Ein Grund, warum die Bekleidungsindustrie es vermeidet, dieses Material Plastik zu nennen, sind die Vorurteile, die damit verbunden sind. Zum Beispiel: billig, nicht atmungsaktiv und unökologisch usw. Dies würde potenziell ein schlechtes Licht auf ein an sich gutes Produkt werfen.
Die Fasern selbst sind röhrenförmig geformt. Aufgrund ihrer chemischen Struktur sind sie hydroskopisch (d. h. sie nehmen kein Wasser auf), stabil & langlebig und oleophil (d. h. sie können Öle aufnehmen, wodurch sie menschliche Gerüche zurückhalten).
Baumwolle dagegen ist visuell eine völlig anderes Material. Statt einer glatten Industrie-Optik ist es eher das, was man von der Natur erwarten würde. Ein Sammelsurium aus verschiedenen Formen, aber mit einer einheitlichen "gedrehten Hohlbandform".
Bildquelle: asiantextilestudies.com
Zu den Eigenschaften der Baumwollfasern gehören hydrophile Eigenschaften (d. h. sie absorbieren leicht Wasser) und die Beständigkeit gegen statische Aufladung. Länge und Stärke der Fasern hängen stark von der Baumwollsorte ab (z. B. verschiedene Pflanzen mit genetischen Veränderungen).
Unterschied in den Eigenschaften
Aus den unterschiedlichen Molekularstrukturen ergeben sich enorm unterschiedliche Eigenschaften der beiden Materialien. In diesem Blogbeitrag haben wir bereits über Polycotton gesprochen, weshalb die gleichen Kriterien auch hier gelten.
Die Vorteile
Vorteile von Baumwolle |
Vorteile von Polyester |
Tragekomfort (das Material fühlt sich weich an) |
Hohes Festigkeits-Gewichts-Verhältnis |
Absorptionsfähigkeit von Feuchtigkeit |
Schnelles Trocknen |
Atmungsaktivität |
Färbt leicht |
No-melt/No-drip wenn genug Materialanteil verwendet wird |
Formbeständig |
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Fleckenbeständig |
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Kostengünstige Alternative zu Nylon |
Die Nachteile
Vorteile von Baumwolle |
Vorteile von Polyester |
Verminderung der Abrasionsbeständigkeit |
Keine Absorptionsfähigkeit für Feuchtigkeit |
Feuchtigkeitsrückhaltung |
Aufbau von statischer Elektrizität |
Langlebigkeit |
Absorbiert Öle und Fette |
Festigkeits-Gewichts-Verhältnis |
Schmilzt bei Hitzeeinwirkung |
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Kein Tragekomfort |
Synthetik vs. Naturfasern
An dieser Stelle ist unbedingt das Aufeinandertreffen von "natürlichen" und künstlichen Fasern zu erwähnen. Wir setzen das Wort "natürlich" in Anführungszeichen, weil moderne Baumwolle stark verarbeitet werden kann und eine massive Umweltbelastung darstellt (großer Wasserverbrauch, Insektizide etc.).
Die weltweite Nachfrage nach Polyester hat im Jahr 2002 die nach Baumwolle überholt und steigt seitdem unaufhörlich. Dies ist verständlich, da der Herstellungsprozess hoch automatisiert ist und vorhersehbare Ergebnisse liefert. Baumwolle hingegen muss angebaut werden, ist von veränderlichen Umständen wie Temperatur, Regen und anderen Umweltaspekten abhängig.
Bilquelle: textileworld.com
Es besteht zwar keineswegs ein Konsens darüber, dass künstlich hergestellte Materialien schlecht und natürliche Materialien gut sind. Aber es gibt ein gewisses Stigma, das diese Materialien umgibt. Dieser Zweifel entsteht aus dem Mangel an Verständnis dafür, warum Materialien so beschaffen sind, wie sie sind.
Synthetische Materialien sind ganz klar ein industrieller Lückenfüller. Sie fügen sich dort ein, wo es natürlichen Materialien an Eigenschaften mangelt, egal ob es sich um wasserdichte Eigenschaften, Wärmedämmung oder hohe Festigkeit handelt. Sie können auch eine praktikablere wirtschaftliche Lösung für Hersteller sein und bieten bei richtiger Anwendung einen außergewöhnlichen Wert für den Kunden.
Ein Beispiel zum Nachdenken: Wenn du dir sicher bist, dass natürliche Materialien "umweltfreundlich" und einfach besser für die Umwelt sind, dann gibt es einen harten Reality-Check. Baumwollfarmen sind mit einem Anteil von 16% einer der größten Insektizidverbraucher der Welt.
Was ist besser für den taktischen Einsatz?
Die kurze Antwort lautet: keines der beiden. Jedes von ihnen hat seine Nachteile, wenn wir es als Einzelmaterial verwenden würden. Die korrekte Aussage wäre: Beide zusammen sind ideal, wenn sie zusammen in einer Mischung verwendet werden.
Dafür gibt es einige historische Belege, die diese Behauptung stützen. Kehren wir zurück in die Mitte des 20. Jahrhunderts, in der Soldaten Kampfuniformen aus 100 % Baumwolle trugen. Der Der Vorteil der Verwendung von dicker Baumwollkleidung ist, dass die Lebensdauer nicht beeinträchtigt wird.
Leider waren sie aufgrund der schieren Dicke und der Fähigkeit der Baumwolle, Feuchtigkeit aufzunehmen (um das 25-fache ihres Eigengewichts), extrem langsam zu trocknen, was auch eine Menge zusätzliches Gewicht mit sich brachte. Was, wie du dir vorstellen kannst, erhebliche Probleme für jemanden verursacht, der die Uniform rund um die Uhr trägt.
Mit dieser Reihe von Problemen mit der aktuellen Uniform war es der nächste logische Schritt, das andere Extrem zu testen: ein komplettes Polyester-Set. Dies stellte sich natürlich als eine noch schlechtere Idee heraus. Die Uniformen würden einen starken Geruch entwickeln, es gab Probleme mit der Atmungsaktivität, dem Schweißmanagement und dem unangenehmen Gefühl, dass der Stoff an der Haut kleben bleibt.
Als beide Ansätze scheiterten, kam der Mittelweg zur Rettung und es wurden Uniformen aus 50-50 Polycotton gewählt, die bis heute in Militär- und Strafverfolgungskreisen verwendet werden. Ein gutes Beispiel dafür ist Flecktarn.
Ein weiterer Aspekt ist, sobald man die Temperatur der Umgebung in Betracht zieht ist, dass Polyester für kalte Umgebungen einfach besser ist. Man denke an Fleece (hauptsächlich aus Polyester), bei dem die Fasern aufgeplustert sind, um die warme Luft des Körpers einzuschließen und den Körper besser zu isolieren. Auch die inhärente Nichtzurückhaltung von Feuchtigkeit macht es zu einer geeigneten Außenschicht bei Regen, Schnee und anderen Wetterbedingungen.
Bei höheren Temperaturen ist reine Baumwolle mit ihrem besseren Feuchtigkeitsmanagement und ihrer Atmungsaktivität klar die bessere Wahl.
Aber das Ganze hängt immer von den Einsatzbedingungen und Präferenzen ab.
Zusammenfassung
Zwei Materialien mit völlig unterschiedlichen Eigenschaften schaffen es irgendwie immer noch, in der gleichen Kategorie zu konkurrieren: bei der Bekleidung. Noch merkwürdiger ist, dass beide zusammen als Polycotton hervorragende Ergebnisse erzielen.
In einer Welt, in der unsere Handlungen keine Konsequenzen hätten und wir eine Uniform lediglich einen Tag lang tragen und dann wegwerfen könnten, wäre es praktikabel, sich nur für eine dünne Baumwolluniform zu entscheiden. Toller Tragekomfort, keine Notwendigkeit, sie wochen- und monatelang intakt zu halten. In der Realität sind jedoch Langlebigkeit und Strapazierfähigkeit das A und O. Polycotton wird sich daher auf absehbare Zeit als bessere Variante durchsetzen.