Bei der Kaltwetterausrüstung geht es nicht nur darum, wie gut oder wie warm sich die äußerste Schicht anfühlt. Wichtig ist, dass du dich in anspruchsvollen Situationen auf sie verlassen kannst. Wie fühlt sie sich bei Schneestürmen an? Sitzt sie selbst bei intensiver Bewegung bequem? Und was, wenn man stundenlang in eisiger Kälte ausharren muss? Normen und Testverfahren sorgen dafür, dass du dich beim Kauf auf Fakten verlassen kannst.
In this blog post:
- EN 342 – Kälteschutz
- EN 343 – Regen- und Feuchtigkeitsschutz
- ISO 11092 – Wärme- und Wasserdampfdurchgangswiderstand
- ASTM C518 – Standard-Prüfverfahren für stationäre Wärmedurchgangseigenschaften
- Clo-Wert – Isolationswert in Bezug auf die thermische Widerstandsfähigkeit
- Zusammenfassung: alles Wissenswerte zum Kauf von Kaltwetterausrüstung
- Abschließender Tipp: Erklärung der Labels
Nachfolgend entschlüsseln wir die wichtigsten internationalen Normen und erklären, was sie bedeuten und wie sie sich auf die Auswahl deiner Kaltwetterausrüstung auswirken.
EN 342 – Kälteschutz
Die Norm EN 342 ist die wichtigste europäische Norm zur Bewertung von Kleidungsstücken zum Schutz vor Kälte – insbesondere für Arbeits- oder taktische Einsätze bei niedrigen Temperaturen, Wind und hoher Feuchtigkeit. Der Test simuliert die echte Kältebelastung unter Bewegung und bewertet optional auch die statische Isolation.
Label-Format:
- Beispiel: EN 342 0,327 (B), 3, 2
- Bedeutung:
- 0,327 = Icler-Wert (Isolationswert unter Bewegung), gemessen in m²·K/W (höherer Icler-Wert = bessere Isolation)
- (B) = getestet mit einem standardisierten thermischen Baselayer
- 3 = Luftdurchlässigkeitsklasse (1 = am atmungsaktivsten, 3 = am winddichtesten)
- 2 = Optionale Wasserdichtigkeitsklasse (1 = Grundwiderstand, 2 = erhöhte Wasserbeständigkeit)
Getestete Parameter:
- Icler-Wert (Isolationswert unter Bewegung): Dies ist der wichtigste Messwert. Er zeigt auf, wie gut ein Kleidungsstück unter Bewegung vor Kälte schützt. B = getestet mit einem standardisierten thermischen Baselayer. Höherer Icler-Wert = bessere Isolation. Die meisten taktischen und Utility-Einsätze sind dynamisch, der Icler-Wert ist also der relevanteste Messwert.
- Icle-Wert (Isolationswert ohne Bewegung): Dies ist ein optionaler Messwert, der zeigt, wie gut ein Kleidungsstück ohne Bewegung vor Kälte schützt (z. B. bei der Überwachung).
- Luftdurchlässigkeit: Dieser Messwert wird von 1 (am atmungsaktivsten) bis 3 (am winddichtesten) eingestuft. Bei Kaltwetterausrüstungen eignet sich normalerweise die Klasse 3 am besten, es sei denn, man ist physisch sehr aktiv und schätzt eine gute Belüftung als wichtiger ein.
- Wasserdurchlässigkeit: Dies ist ein optionaler Messwert für die Wasserdichtigkeit (Wert 1 oder 2).
Geeignet für: Komplette Kaltwetter-Bekleidungssysteme für anspruchsvolle taktische Einsätze bei eisigen Temperaturen.
Wärmeschutzklassen:
Die Messwerte zeigen auf, wie gut sich die Ausrüstung in einem kontrollierten Test schlägt. Die Schutzklassen hingegen übersetzen diese Zahlen in praktische Anwendungsfälle:
Klasse |
Empfohlener Temperatureinsatzbereich |
Typische Icler-Werte |
1 | 0 °C bis -5 °C | ~0.25 – 0.30 m²·K/W |
2 | -5°C bis -15°C | ~0.30 – 0.40 m²·K/W |
3 | -15 °C bis -40 °C (oder niedriger, je nach Dauer, Wind, Luftfeuchtigkeit) | >0.40 m²·K/W |
Pro-Tipp: Achte dabei nicht nur auf die Isolationswerte. Eine G-Loft-Füllung von 145 g/m² mit passendem Design und Lufteinschluss kann sich besser eignen als eine dichtere Füllung in einer schlecht designten Jacke.
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EN 343 – Regen- und Feuchtigkeitsschutz
Die Norm EN 343 umfasst Kleidungsstücke, die in nassen, kalten und windigen Verhältnissen zum Einsatz kommen. Sie bestätigt nicht nur, dass eine Jacke oder Hose wasserdicht ist, sondern auch, dass Schweiß entweichen kann. Das ist entscheidend, um auch bei intensiver physischer Aktivität angenehm trocken zu bleiben.
Label-Format:
- Beispiel: EN 343 4:2 R
- Bedeutung:
- 4 = Wasserdichtigkeitsklasse (1–4; 4 ist am besten)
- 2 = Atmungsaktivitätsklasse (basierend auf Ret-Wert)
- R = zeigt auf, dass das komplette Kleidungsstück im Regenturm getestet wurde (wurde das Kleidungsstück nicht getestet, wird R durch X ersetzt)
Wasserbeständigkeit und Atmungsaktivität müssen immer getestet werden (Parameter „a“ und „b“). Das optionale „R“-Label steht für eine zusätzliche Prüfung des kompletten Kleidungsstücks, also nicht nur des Stoffes.
Getestete Parameter:
- Wasserdurchgangswiderstand (WP): Dieser Messwert wird anhand des Wassersäulentests gemessen (in mm H₂O oder Pa).
- Wasserdampfdurchgangswiderstand (Ret): Dieser Messwert zeigt auf, wie gut Schweiß entweichen kann, analog zur Norm ISO 11092. Je niedriger der Wert, desto besser für den aktiven Einsatz.
Geeignet für: Outerlayer für den Einsatz im Regen, Schnee oder in nassen taktischen Umgebungen. Softshell- und wasserdichte Jacken müssen den Schutz vor den Elementen und das Schweißmanagement in Einklang bringen.
Klassifikationen für WP und Ret:
Klasse | Wassersäule (WP) |
Atmungsaktivität (Ret) |
1 | Niedrig (< 800 mm) | Schlecht (Ret > 40) |
2 | Mittel (800–5.000 mm) | Mittel (Ret 25–40) |
3 | Hoch (5.000–10.000 mm) | Gut (Ret 15–25) |
4 | Sehr hoch (>10.000 mm) | Sehr gut (Ret < 15) |
Pro-Tipp: Membranen können viel, aber nicht alles: Nutze bei intensiven Einsätzen oder bei hoher Luftfeuchtigkeit Reißverschlüsse für die Belüftung, um Wärme abzuleiten.
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ISO 11092 – Wärme- und Wasserdampfdurchgangswiderstand
Dieser Messwert ist weit verbreitet, um individuelle Stoffe hinsichtlich Isolation und Feuchtigkeitsmanagement zu testen. Im Gegensatz zur Norm EN 342, die komplette Kleidungsstücke testet, werden bei ISO 11092 Stoffe, Futter- und Isolationsschichten getestet.
Label-Format: Keine strikte Klassifizierung, aber Ergebnisse beinhalten:
- Rct (Wärmedurchgangswiderstand), in m²·K/W. Höher = wärmer.
- G-Loft 80g/m² → 0.237 m²·K/W
- G-Loft 145g/m² → 0.397 m²·K/W
- Ret (Wasserdampfdurchgangswiderstand), in m²·Pa/W. Tiefer = atmungsaktiver.
- ePTFE-Membran → Ret ≤ 5
- PU-Membranlaminat → Ret ≤ 9
Getestete Parameter:
- Rct (Wärmedurchgangswiderstand): Dieser Messwert zeigt auf, wie gut ein Material isoliert, indem es warme Luft speichert. Höher = wärmer.
- Ret (Wasserdampfdurchgangswiderstand): Dieser Messwert zeigt auf, wie gut ein Material Schweiß entweichen lässt. Tiefer = atmungsaktiver. Einstufungskriterien nach der Norm EN 343.
Geeignet für: Für Baselayer-Materialien, Isolationseinsätze oder Softshell-Stoffe, bevor sie in die Kleidung eingenäht werden.
Rct-Wert-Richtlinien:
Rct-Wert-Bereich |
Thermische Leistung | Empfohlener Einsatzbereich |
Rct < 0.25 | Geringe Isolation | Midlayer oder Outerlayer in mildem Klima |
Rct ≥ 0.30 | Gute Isolation | Outerlayer bei kalten Temperaturen und aktiven Einsätzen |
Rct ≥ 0.40 | Sehr gute Isolation | Extrem kalte Temperaturen oder statische Einsätze (z. B. Überwachung, Scharfschützen) |
Pro-Tipp: Ein Material mit hohem Ret-Wert kann dennoch schlecht abschneiden, wenn das Kleidungsstück eine schlechte Belüftung hat oder die Luftfeuchtigkeit zu hoch ist, um Schweiß abzuleiten.
Die Norm ASTM C518 ist ein US-amerikanischer Standard, der sich auf die Isolationseigenschaft von nicht-geweblichen Materialien wie Schaumstoffe, Aerogele oder Polsterungen konzentriert. Der Messwert zeigt auf, wie viel thermische Beständigkeit ein Material bietet, unabhängig vom Design des Kleidungsstücks.
Label-Format: Einfacher R-Wert, i. d. R. in m²·K/W.
- Beispiel: R = 2,5 m²·K/W
- Kann auch in imperialen Einheiten vorkommen (z. B. R: 7 Zoll)
Geprüfter Parameter:
- R (Wärmedurchgangskoeffizient): Dieser Messwert sagt aus, wie gut Materialien die Wärmeübertragung zwischen heißen und kalten Oberflächen blockieren. Höherer R-Wert = mehr Isolation pro Dicke.
Geeignet für: Innovative Materialien wie Aerogele, synthetische Füllungen oder Schaumstofflagen in taktischen Jacken, Schlafausrüstung oder Stiefeln.
Typische Werte:
Material | R-Wert (ca.) |
Einsatzbereich |
PU-Schaum | 2.0–2.5 m²·K/W | Stiefelfutter, gepolsterte Bereiche von Kaltwetterausrüstungen |
Wolle (gepresst) | 1.2–1.5 m²·K/W | Traditionelle Base-/Midlayer |
Clo-Wert – Isolationswert in Bezug auf die thermische Widerstandsfähigkeit
Der Clo-Wert ist ein praxisnaher, benutzerfreundlicher Messwert, der aussagt, wie warm sich Kleidung effektiv anfühlt, und nicht, wie sie im Labor abschneidet. Er hilft dabei, Ausrüstungen an die erwarteten Umgebungen und Einsätze anzupassen.
Label-Format: Einzelne Zahl; manchmal ziemlich ähnlich wie Rct (1 CLO = 0,155 Rct)
- Ein Clo-Wert von 1 bedeutet, dass sich die Trägerin oder der Träger bei 21 °C (70 °F) bei trockener Luft, ohne Wind und ohne physische Aktivität wohlfühlt. Das entspricht etwa dem Tragen eines T-Shirts, einer Hose und eines leichten Oberteils im Innenbereich – also typischer Bürobekleidung.
Geeignet für: Kleidung für Einsätze im Außenbereich oder Ausrüstung für eine bestimmte Umgebung. Mit dem Clo-Wert lassen sich Kleidungsstücke gut in Hinsicht auf die Wärme vergleichen.
Klassifikation für Clo:
Clo-Wert | Angenehm bei |
Einsatzbereich |
1 | 21°C | Leichte Kleidung oder Baselayer |
3 | 11°C | Midlayer |
5 | 2°C | Leichte, isolierte Jacken |
7 | -7°C | Komplette Winterausrüstung |
10 | -22°C | Statische Einsätze bei eisiger Kälte |
Pro-Tipp: Steppungen und Nähte können den Clo-Wert bis zu 7 % reduzieren, weil sie die Füllung zusammendrücken und so mehr Wärme entweichen lassen.
Zusammenfassung: alles Wissenswerte zum Kauf von Kaltwetterausrüstung
Norm | Messwert |
Zielwert |
EN 342 | Schutz vor Kälte bei Bewegung und ohne Bewegung | Icler-Wert > 0,30 für Winterausrüstung; Klasse 3 für arktische Einsätze |
EN 343 | Wasserdichtigkeit und Atmungsaktivität (von kompletten Kleidungsstücken und Säumen) | Klasse 4:1 oder 4:2 für den besten Schutz vor Regen und zur Verhinderung von Schweiß bei Einsätzen im Winter |
ISO 11092 | Rct (Wärmedurchgangswiderstand) und Ret (Wasserdampfdurchgangswiderstand) | Rct-Wert > 0,3 für Outerwear; Ret-Wert < 20 für atmungsaktive Kleidungsstücke |
ASTM C518 | R-Wert: Isolationseigenschaften von nicht-geweblichem Material (z. B. Schaumstoff, Aerogel) | Aerogel- oder PUR-Schaum für hauchdünne Isolation oder Stiefel |
CLO Rating | Komfortbasierte Isolationsbewertung | 1 Clo = mild; 5 Clo = kalt; >8 Clo = extrem kalt (statische Einsätze) |
Abschließender Tipp: Erklärung der Labels
Achte beim Lesen der Produktspezifikationen auf Folgendes:
- Sind Ret-, Rct- oder Clo-Werte angegeben?
- Outerwear: Achte auf eine Kombination aus hohem Rct-Wert, niedrigem Ret-Wert und hohem DWR-Wert bzw. einer guten Membran für optimale Winterperformance.
- Pass die Ausrüstung an dein Aktivitätslevel an:
- Hohe Aktivität: Priorität auf Atmungsaktivität (Ret-Wert), moderate Isolation (Clo-Wert 2–4)
- Statische Einsätze: Priorität auf thermischer Beständigkeit (Rct/Clo-Wert > 5), winddichtes Design
- Achte auf die Einhaltung der Normen EN 342/343 bei kompletten Bekleidungssystemen, nicht nur bei Stoffen.