GORE-TEX ist für so manchen von uns ein regelrechtes Zauberwort, das mit einer dementsprechenden Erwartungshaltung einhergeht. Aber was kann dieses Material wirklich, was sind seine Anwendungsgebiete und vor allem: wo liegen die Grenzen von GORE-TEX?
Diese Frage soll an dieser Stelle näher beleuchtet werden, aber auch, was es alles an Alternativen für diese technische Textilie gibt.
Vom Regen in die Traufe?
Die meisten von Euch, die sich nicht durch schlechtes Wetter von Outdoor-Aktivitäten abschrecken lassen, kennen die folgenden Umstände vermutlich sehr gut: Es ist Frühsommer oder Herbst und Du bist mit mittelschwerem Gepäck unterwegs.
Dabei herrschen für einige Zeit angenehme Temperaturen, das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite, doch plötzlich ändert sich die Lage und der Himmel zieht zu.
Die Wolken werden immer dunkler und Du hoffst, dass Du vom sich ankündigenden Regenschauer verschont bleibst.
Aber leider ist dir das Glück nicht hold und es trifft genau das ein, was Du befürchtet hast: Du stehst unter einer geschlossenen schwarzen Wolkendecke und schon fallen die ersten Tropfen vom Himmel. Was machst Du nun?
Natürlich versuchst Du schnell unter einen Baum oder einem anderen provisorischen Unterstand Schutz zu finden, um Deine Monsoon Regenschutzbekleidung anzuziehen.
Danach wartest Du noch ein paar Minuten ab, ob sich der Regen vielleicht doch noch verzieht. Aber Du wirst enttäuscht, Fehlanzeige. Es geht also weiter, im mittlerweile strömenden Regen...
Zunächst ist das ja eventuell noch erfrischend. Vor allem, wenn Deine Regenklamotten halten, genauso wie es Dir UF PRO immer versprochen hat.
Der Regen durchdringt deine Bekleidung nicht, aber trotzdem bist du nach einer halben Stunde marschieren klatschnass. Allerdings nicht von außen durch die Witterung, sondern von Dir selbst, weil Du schlichtweg durchgeschwitzt bist.
Denn so gut die sogenannte Atmungsaktivität der Materialien auch sein mag, handelt es sich bei richtig wasserdichten Laminaten wie GORE-TEX um kompakte Barrieren
Und diese sind zwar sehr dünn und lassen Deinen Schweiß in Form von Dampf mehr oder weniger gut durch, aber eben nur „mehr oder weniger“. Das bedeutet im Endeffekt, dass die Mengen, die man während anstrengenderer Aktivitäten schwitzt, eben nicht vollständig durch das Gewebe transportiert werden können.
Außerdem muss man davon ausgehen, dass bei körperlicher Tätigkeit in der Regel wesentlich mehr Schweiß produziert wird, als die auch noch so gute GORE-TEX, XCR, Special TEX etc. -membranen tatsächlich in der Lage sind durchzulassen.
Du hast also die Wahl zwischen nassgeregnet oder nassgeschwitzt, sozusagen zwischen „Pech oder Schwefel“.
Persönlich finde ich das Letztere im Vergleich noch angenehmer, da man sich mit angezogener GORE-TEX Garnitur zumindest vor Wind und dem sicheren Auskühlen noch einigermaßen schützten kann.
Und das obwohl man nach spätestens einer halben Stunde komplett durchgeschwitzt ist.
Vor allem durch solche Situationen – dem bloßen Windschutz – habe ich dann persönlich festgestellt, dass es eben doch sehr oft das eigene Schwitzen ist und nicht ein defekter Regenanzug, der einen tatsächlich durchnässt, als ob man in einen Sturzbach gefallen wäre.
Und dieses Missverständnis bringt uns gleich zum nächsten Punkt.
Selbst-Check und Reparatur.
Immer wieder erleben wir nämlich, dass uns Kunden Ihre GORE-TEX Bekleidung zum Reparieren schicken, und wir im Zuge dessen jedoch keine undichten Stellen finden.
Insofern können wir Dir nur raten deine Kleidung in Abständen auf Defekte zu überprüfen.
Dies kannst Du auf einfache Art und Weise effektiv selbst durchführen und dadurch längere Wartezeiten verhindern:
- Zieh Dir helle Unterwäsche an, Deinen Regenanzug darüber.
- Stell Dich damit unter die Dusche.
Bei undichter Bekleidung würdest Du nach wenigen Minuten an den beschädigten Bereichen feuchte, dunkle Flecken auf der Unterwäsche entdecken.
Diese Prüfung zeigt Dir aber nicht nur deutlich, ob Dein Regenanzug undicht ist, sondern auch wo das entsprechende Ausrüstungsteil im Fall des Falles defekt ist.
In aller Regel handelt es sich dabei um eine Membranbeschädigung, zu der es bereits beim ersten Tragen kommen kann.
Aber das ist alles überhaupt kein Drama, denn wenn Du uns markierst, wo das Teil „leckt“, dann können wir das in Null-Komma-Nix wieder dauerhaft abdichten.
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GORE-TEX in seinem Element.
Richtig gut funktioniert GORE-TEX abends am Lagerfeuer, oder während längerer Pausen, also genau dann, wenn Du relativ inaktiv bist und nicht mehr schwitzt.
Mit entsprechenden Mid- und Base-Layer, welche die Feuchtigkeit gut verteilen und weitertransportieren, bist Du in diesem Fall auch bei Regen bald wieder trocken. Vorausgesetzt natürlich, die Regengarnitur ist dicht. Du kannst mehr über die Leistungsmerkmale von GORE-TEX® Laminaten hier lesen.
Anspruch und Realität.
Das eigentliche Problem ist also, dass Du auch mit sogenannter GORE-TEX Bekleidung nicht immer trocken bleibst, so wie es uns die jeweiligen Werbungen suggerieren wollen.
Aber was sind mögliche Alternativen?
- Eine Regenbekleidung aus Materialien die zwar auf einer Membrane basieren, aber nicht so wasserdicht wie GORE-TEX, jedoch wesentlich atmungsaktiver sind. Der Vorteil hierbei ist, dass man möglicherweise etwas weniger schwitzt, aber im Gegenzug riskiert, beim Hinsetzen oder Niederknien schneller von außen nass zu werden. Im Endeffekt sollte man sich in diesem speziellen Fall für die dichtere Variante entscheiden.
- Ein Poncho: Dieser ist jedoch schon rein von der Konstruktion her nicht wasserdicht. Dazu kommt, dass die meisten Modelle aus nicht atmungsaktivem Material produziert sind. Nichtsdestotrotz ist ein guter Poncho ein absolutes Muss in meiner Ausrüstung, da er einfach ohne Frage vielseitig einsetzbar ist.
- Eine Softshell: Die meisten besseren Softshell-Materialien, wie beispielsweie die originalen GORE-WINDSTOPPER sind bezüglich ihrer Atmungsaktivität vergleichbar mit guten GORE-TEX Materialien. Der Nachteil ist jedoch, dass bei den Nähten meistens ein Dochteffekt entsteht und sich dadurch Nässe ihren Weg bahnt. Daher hat für mich eine Softshell primär Funktionen bei niedrigeren Temperaturen und im aktiveren Betätigungsfeld, als nur in Form eines reinen Regenschutzes.
- Für eine gewisse Zeit gab es eine relativ interessante Technologie, welche unter dem Markennamen „EPIC“ aufkam und sich ursprünglich auch sehr spannend anhörte. Dabei handelte es sich um eine Technologie, bei der die Gewebefasern silikonisiert werden. Als Resultat wird damit eine sehr gute Wassersäule und Winddichte erzielt, wobei die Atmungsaktivität gleichzeitig theoretisch weit über der von typischen Membranprodukten liegt. All dies wäre im Grunde ein ganz guter Ansatz gewesen, allerdings scheint es dabei Probleme zu geben, da entsprechende Produkte immer wieder auf- und untertauchen.
- Ähnlich interessant scheint eine etwas andere Technologie zu sein, die wir seit einiger Zeit selber testen und die wirklich tolle Ergebnisse zeigt. Es handelt sich dabei um ein sehr dicht gewobenes Gewebe aus extra langstapel-faseriger und weich gesponnener Baumwolle. Mit ca. 7000mm Wassersäule ist dieses Gewebe relativ wasser- und winddicht und hat dabei eine Atmungsaktivität, die mit normalen Geweben ohne Membrane ausgesprochen gut mithalten kann.
Von Ventile zu ETAPROOF®.
Das wirklich Spannende dabei ist, dass die Technologie des letztgenannten Beispiels bereits in den 1930er Jahren von den Briten unter dem Namen „Ventile“ entwickelt wurde: zunächst aufgrund des Mangels an Leinen für Feuerwehrschläuche und in weiterer Folge für Pilotenanzüge, um die Piloten vor dem Erfrieren zu schützen (für den Fall, dass Sie mit ihrem Fallschirm über Wasser abspringen mussten).
Du kannst mehr über die Geschichte dieser Materialien hier lesen.
M1 Feldjacke.
Im Falle unserer neuen M1 Feldjacke haben wir uns deshalb dafür entschlossen diese altbewährten Materialien zu verwenden, und die Technologie in Form eines mittelschweren EtaProof Gewebe einzusetzen.
Die Eigenschaften, die sich dabei während unserer intensiven Tests gezeigt haben, entsprechen ziemlich gut dem was der Hersteller Stotz selbst über die EtaProof Produkte schreibt.
Unsere Feldjacke trägt sich sehr angenehm und bietet alle Vorteile die man von Baumwolle erwartet. Einerseits die gute Atmungsaktivität und andererseits die Haptik einer reinen Naturfaser.
Sehr interessant ist das Verhalten des EtaProof Gewebes vor allem bei Regen: Es wird etwas härter und man merkt, wie die Baumwolle aufquillt und eine wasserdichte Barriere bildet.
Wirklich sensationell dabei ist, dass man nicht den Eindruck hat, dass sich die Atmungsaktivität spürbar verschlechtert.
Man hat somit nicht nur den Komfort einer Naturfaser, sondern auch den Schutz, wie man ihn von technischen Materialien her kennt.
Ende gut, alles gut.
Dank alter und moderner Technologien gibt es für jede Witterung und Situation im Alltag einen angemessenen und zugeschnittenen Schutz in Form von Textilien.
Sei es eine wasserdichte GORE-TEX Membran, um den unerwarteten Wolkenbruch während der Rast trocken zu durchstehen, oder eine Softshell, wenn man bei kühleren Temperaturen aktiver unterwegs ist und mit wasserabweisenden Materialien ausreichend ausgestattet ist.
Dass es aber auch Sinn macht, sich der Geschichte zu besinnen und erprobte Materialien in die Zukunft mit zu nehmen, zeigt unser Blick auf EtaProof und dessen Verwendung in unserer neuen M1 Urban Jacke.