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„Siegen wird der, der gut vorbereitet darauf wartet, den unvorbereiteten Feind anzugreifen“ – so schrieb der chinesische Kriegstheoretiker Sun Tzu einst. Ehrlich gesagt ist es genau das, worum es bei dem Thema Tarnung geht. Es geht nicht um Farben, Muster oder Ninja-Zeug. Es geht um Wissen, Geduld und Manipulationen von jedem und überall.

Und das alles, um ein Ziel zu erreichen – und das ist, Teil der Umgebung zu werden. In diesem Artikel werde ich Euch ein kleines bisschen vom bitteren Geschmack der Kunst der Tarnung kosten lassen.

Während meiner Zeit in den Spezialkräften der israelischen Luftlandetruppe diente ich in einer der SR-Teams (Special Reconnaissance = Spezialaufklärung).

Meine zweite Funktion in meinem Team war das, was wir in der Israel Defense Force (IDF) „Builder“ – zu deutsch „Baumeister“ – nennen.

Das ist grundsätzlich jemand, der alles in jeder Umgebung verbergen kann – sei es ein einzelner Mann, sei es ein komplettes Team oder seien es sogar Fahrzeuge.

Während meiner Zeit in den Spezialkräften der israelischen Luftlandetruppe diente ich in einer der SR-Teams

WAS IST TARNUNG?

In dieser Zeit, als ich als Ausbilder die nächste Baumeister-Generation unterstützte, war eine meiner ersten Fragen an die jungen Soldaten im Grundlagentraining immer: „Was bedeutet das Wort Tarnung für Euch?“ Die Mehrzahl der Antworten ließ sich aufteilen in „Verstecken“ oder „Verschwinden“.

Beide Begriffe mögen zwar richtig klingen, aber beide Wörter beschreiben ein altes Missverständnis, mit dem sich derjenige konfrontiert sieht, der mit der Aufgabe auftragsbezogener Tarnarbeit betraut wird.

Lange Rede kurzer Sinn: Meistens (außer beim Ausweichen oder bei der SR-Arbeit) handelt es sich bei Tarnung um die erste Phase der Observation.

Der Zweck ist nicht nur, sich zu verstecken oder zu verschwinden, sondern Teil der Umgebung zu werden, um so sicher beobachten, dokumentieren und vielleicht auch reagieren zu können.

Das geht bis zu irre hohen Fertigkeitsstufen – so kann man es vollbringen, aus der Hand von Mutter Natur für 72 Stunden (und mehr) zu leben, dabei 100 – 200 Meter vom Ziel entfernt zu sein und eine 180-Grad-Sicht auf den Ort des Interesses zu haben.

Sagen wir mal so: Tarnung ist die Kunst der Manipulation, die Kontrolle der Realität.

GRUNDSÄTZE DER TARNUNG.

Die Elemente der Tarnung (nach Aktion) lassen sich in drei Teile trennen. Dabei handelt es sich um wesentliche Prinzipien, die bei jeder Konstruktion oder bei jedem Ansatz zu finden sind, wenn es darum geht, die eigene Anwesenheit, aus welchem Grund auch immer zu verbergen.

  • Verstecken: Die Aktion des Versteckens zielt darauf, eine Barriere aufzubauen, die physisch und oft auch visuell von der Umgebung und der sich entfaltenden Realität trennt.
  • Verschmelzen: Hierunter versteht man, unauffällig zu sein oder zu harmonisieren, indem man seiner Umgebung ähnlich sieht. Das geschieht durch die Kombination verschiedener Elemente zu einer Einheit. Über Erfolg oder Versagen entscheidet im Wesentlichen die korrekte Bestimmung des Ortes/ der Stellung/ des Versteckes.
  • Verschleierung: Verkürzt dargestellt ist die Verschleierung eine Aktion, mit der wir eine bestehende Form oder Gestalt verändern. Wir machen das, um gewollte Ziel-Indikatoren wie Geruch, Gestalt oder Glanzeffekte auszuschalten oder auch zu schaffen. Verschleierung ist beispielsweise mein grundsätzlicher Ansatz, natürliche Tarnmittel in meinen Ghillie-Anzug einzuflechten oder Äste zum Verbergen meines Versteckes zu sammeln.

ZIEL-INDIKATOREN.

Wissen ist Macht. Einer der Schlüssel zur perfekten Tarnung auf der taktischen Ebene ist die Fähigkeit zu verstehen, welche Art von X- oder Y-Signaturen meine Anwesenheit erschafft, die zu meiner Enttarnung führen.

Bei Ziel-Indikatoren (TI, target indicators) geht es um das Wissen, welche Signaturen mein Gegner oder ich selbst in einer spezifischen Umgebung hinterlassen.

Diese Ziel-Indikatoren können normalerweise auf Anwesenheit, Ort und in einigen Fällen auf die Distanz hindeuten.

So, wie wir auf die Sache schauen, gibt es zwei Dimensionen, die meine Anwesenheit erfassen und anzeigen können.

Die erste und älteste sind unsere menschlichen Sinne, während die andere die Technologie selbst ist. 

MENSCHLICHE SINNE.

Riechen, Hören und Fühlen sind offensichtlich Sinne, die aber normalerweise erst auf kurze Distanz ins Spiel kommen.

Lasst uns in unserem Falle auf die visuelle Wahrnehmung fokussieren.

Die visuelle Wahrnehmung ist bei weitem der zuverlässigste menschliche Sinn.

In der Zeitspanne, um Informationen zu sammeln und uns zu orientieren, nutzen wir ihn bis zu 80 Prozent.

Welche Arten visueller Signaturen könnte ich also hinterlassen, die zu meiner Enttarnung führen?

So what kind of visual signatures could I leave that may lead to my exposure? In short:

  • Gestalt – Symmetrische Umrisse wie beispielsweise von Zelten oder Fahrzeugen gibt es in der Natur nicht. Diese und die Form eines Menschen (umgekehrtes T) sind ein unmittelbarer Augenschmaus.
  • Silhouette – Aus technischer Sicht das gleiche wie die Gestalt, aber mehr auf den Hintergrund fokussiert. Ein gutes Beispiel wäre ein auf einem Hügel marschierender Soldat oder jemand, der nachts mit dunklen Klamotten vor einer weißen Wand umherschleicht. Der Zielindikator ist scharf und klar.
  • Schein – Oberflächenbezogen. Strahlen oder Helligkeit durch Emission oder Reflektion von Licht. Alles, was meine Haut, meine Ausrüstung oder Materialien reflektieren könnten. Populäre Beispiele wären etwa die Reflektion von Sonnenlicht auf Armbanduhren, Haut oder Optiken.
  • Schatten – ohne zu sehr ins Detail zu gehen, sind Schatten für das menschliche Auge tatsächlich sehr anziehend und einfach wahrzunehmen – je nach Intensität. Höhlen im offenen Gelände stechen beispielsweise auf Kilometer hervor und lassen sich sehr leicht erkennen. Tatsächlich haben wir niemals Höhlen als Verstecke oder als Scharfschützenstellungen (Final Firing Positions/FFP) verwendet. Insgesamt unterscheiden wir drei Unterkategorien von Schatten: gegossen, schattiert, geworfen.
  • Farbe – Lasst es uns einfach und sicher machen. Wenn ich auf eine Fete des Ku Klux Klans mit einer pinken Kapuze gehe, dann werde ich wohl keine fünf Minuten später herausstechen.

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TECHNOLOGIEBASIERTE ZIEL-INDIKATOREN/ MULTISPEKTRALE WACHSAMKEIT!

Junge, hier beginnt die echte Herausforderung! Bevor wir in dieses ganze Einstein-Zeug eintauchen – das hier sind die wesentlichen Wellenlängen, welche verschiedene Geräte nutzen, um Dich am Hintern zu packen:

  • Infrarot (IR) / Nahinfrarot (NIR) – gebräuchlich in Nachtsichtbrillen, SWIR-Kameras (Short Wave Infra Red, kurzwelliges Infrarot) etc. Nachtsichtgeräte beispielsweise, die aktive Nah-Infrarot-Beleuchter nutzen, ermöglichen die Beobachtung von Mensch oder Tier, ohne dass der Beobachter durch das “nackte Auge” aufgeklärt werden kann.
  • Ultraviolett (UV) – UV-Strahlung ist Teil des Sonnenlichts. UV-fähige Vorrichtungen eignen sich beispielsweise hervorragend in verschneiten Umgebungen, um Unterschiede zu erkennen.
  • Thermisch – Die Hitze, die Du abstrahlst, weist einen deutlichen Temperaturunterschied gegenüber jeglichem direkten Hintergrund auf – etwa der Boden am Morgen oder ein Baum am Abend. Wärmebildgeräte stellen deutlich die unterschiedliche Hitze oder Kälte von Objekten dar. So erzeugen sie klar umrissene Formen, die sich für den Nutzer einfach erkennen lassen.
  • Radar (Funkwellen) – Ein Radarsystem besteht aus einem Transmitter, der elektromagnetische Wellen im Radiofrequenz- oder Mikrowellenbereich erzeugt, einer Sende- und einer Empfängerantenne (separat oder ein Bauteil). Diese fängt jegliche Echos von Objekten auf, die sich im Weg des ausgesendeten Signals befinden. Ein Empfänger und ein Prozessor bestimmen die Eigenschaften des entdeckten Objektes. Bis heute ist der Hauptzweck von Radargeräten, Wetterformationen, Schiffe, Strukturen und ähnliches zu detektieren. Es gibt aber verschiedene Geräte, die den Standort von Fahrzeugen oder sogar Menschen sehr genau bestimmen können. Das ist eine lange Geschichte, schwer handhabbar. Solche Geräte werden aber bereits auf taktischer Ebene eingesetzt.

Es ist nahezu unmöglich, Deine Signatur vor Aufklärungsgeräten zu verbergen, die im Wellenlängenbereich arbeiten. Die einzige Lösung ist es, zu verstehen, was der Mensch durch seine Optik sieht und dann das Endergebnis zu manipulieren.

Der Mensch und seine Umgebung strahlen verschiedene Signaturen ab

Schnallt Euch an und nehmt Aspirin – es wird jetzt noch wissenschaftlicher!

Der Mensch und seine Umgebung strahlen verschiedene Signaturen ab, die von verschiedenen technologischen Geräten, welche unterschiedliche Lichtwellen nutzen, aufgenommen werden können.

Zapfen in Deinen Augen empfangen diese kaum sichtbaren Lichtwellen. Die Sonne ist die natürliche Quelle für sichtbare Lichtwellen und Deine Augen sehen die Reflektionen des Sonnenlichts von den Objekten um uns herum.

Die Farbe eines Objektes die wir sehen ist die Farbe des reflektierten Lichts. Alle anderen Farben werden absorbiert. Glühbirnen sind beispielsweise eine andere Quelle für sichtbare Lichtwellen.

Technisch gesehen sind wir im Bereich vieler Längenwellen des Lichtes blind.

Um Erde und Universum studieren zu können ist es daher für uns wichtig, Instrumente zu nutzen, die verschiedene Wellenlängen des Lichts detektieren können.

Da sichtbares Licht Teil des elektromagnetischen Spektrums ist, welches unsere Augen sehen können, richtet sich unsere gesamte Welt jedoch danach aus.

Jedenfalls noch bis vor kurzem.

Mit der fortschreitenden technologischen Entwicklung knackte die Menschheit das Geheimnis anderer Lichtwellen und begann, ihre Bedeutung zu verstehen.

Wir fingen an, jene Dimensionen durch verschiedene Geräte zu sehen.

Seit die visuelle Tarnung im Verlauf von Kriegen und Konflikten ein immer größerer Dorn im Auge wurde, haben verschiedene Streitkräfte damit begonnen, Wege zu finden oder zu forschen, diese Wellenlängen zur Detektion spezifischer Objekte in spezifischer Umgebung zu nutzen.

Dies geschah beispielsweise durch Vergleich der Reflektionswerte. 

ZUSAMMENFASSUNG.

Bei der Tarnung geht es nicht darum, sich zu verstecken und es ist weit mehr, als nur einen Ghillie-Anzug zu tragen oder ein einen Kilometer tiefes Fuchsloch zu graben.

Es geht um einen kreislaufartigen Prozess, der mit dem Verstehen anfängt und sich mit Manipulationen fortsetzt.

Ich riskiere es und sage, dass Ghillie-Anzüge gegenwärtig aufgrund der rasanten technologischen Entwicklung auf dem modernen Gefechtsfeld mehr und mehr irrelevant werden.

Neue Jäger wie kurzwelliges Infrarot oder fortschrittliche Wärmebildtechnologie lasen sich nur schwer austricksen – es sei denn, Du kennst das Gerät, die Schnittstelle und den menschlichen Nutzer.

Das, wovor sich Albert Einstein bereits fürchtete – dass Technologie unsere Menschlichkeit übertrifft – ist in Teilbereichen bereits eingetreten.

Eliran Feildboy ist ein ehemaliger Angehöriger der israelischen Spezialkräfte

Über den Autor:

Eliran Feildboy

Eli ist ein ehemaliger Angehöriger der israelischen Spezialkräfte. Nach seiner Dienstzeit gründete er die Firma Project Gecko, welche sich auf die Bereiche taktisches Training und Beratung spezialisiert hat.

Hier gibt es mehr Informationen zu Project Gecko und Eli.

Veröffentlicht: 05-04-2019 // Tags: Blog // #camouflage
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